Das perfekte Dinner: Jans Fahrrad wird für moderne Kunst gehalten

Ist Jan ein Drahtesel-Künstler?

Kritische Menschen stellen sie sich schon lange die ständige Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? "Das perfekte Dinner" bei Jan in Lübeck wirft jedoch noch eine andere Frage auf. Ist das Kunst – oder kann das bremsen? Und darf das überhaupt auf einer Straße fahren? Und kommen Jans Schnüffelnasen-Dinnergäste dem mysteriösen Drahtesel auf die (Brems-)Spur?

Jans Zweirad spaltet die Kunstkritiker

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Während Jan sein hoffentlich perfektes Dinner vorbereitet, drehen die Gäste mal fix eine Runde durch seine Wohnung. Neugierig bewundern Ninette und Christoph das fremde Sportzimmer. Oder doch eher die fremde Kunstgalerie? Denn an der Wand hängt ein gar wunderliches Objekt. Wie bei Installationskunst mit Müllgebilden und Neonröhren stehen die Betrachter auch hier vor der Frage: Was will uns der Künstler damit sagen? Wobei, ist das überhaupt Kunst? Zunächst stellt Christoph mal fest: "Mir ist ein Fahrrad aufgefallen. Ohne Bremsen." Ach, du grüne Neune – Ninette traut ihren Augen ja kaum: "Das gibt's doch gar nicht. Wie soll das gehen? Das ist doch gar nicht zugelassen." Unmöglich, dieses Zweirad? Fahrradfreund Christoph stellt nach ausgiebiger Analyse fest: Das geht ja wohl. Bei diesem Drahtesel wird über Muskelkraft gebremst. Es handelt sich um ein Eingangrad, ein "Fixie". Manche Modelle verzichten auf Bremsen, Geschwindigkeit wird durch Gegendruck auf die Pedale reduziert.

Wenn es denn ein "echtes" Rad ist. Ninette zweifelt den Realitätsgehalt des Fortbewegungsmittels nämlich stark an. Und schiebt Christophs Fehlwahrnehmung aufs Geschlecht: "Typisch Mann. Ihr denkt, das ist ein echtes Fahrrad. Ich sage: Das ist Kunst. Und dann braucht es keine Bremsen. Aber wenn es ein Fahrrad ist, was auf einer Straße fahren soll, brauch es gefälligst Licht, Bremsen und Reflektoren." Jans Drahtesel ereilt dasselbe Schicksal wie Performance- und Nacktkünstler und spaltet Publikum. So polarisierend das Fahrradkunstwerk auch ist, so ist es am Ende vielleicht auch einfach nur das: ein Fahrrad. Klar, dass so einen Disput nur eine Wette lösen kann: "Ich glaube nicht, dass man damit fahren darf. Wetten wir? Um eine Flasche Prosecco." Top, die Kunst-Wette gilt. Jetzt wird aber erstmal gegessen, so ein Museumsbesuch macht schließlich auch hungrig.