Hühner im eigenen Garten sind im Trend – doch was passiert, wenn der Traum vom Landleben zu laut, zu aufwendig oder einfach zu bunt wird? Martin Rütter wirft einen Blick hinter die Kulissen des Hamburger Tierheims und zeigt, warum besonders Hähne immer öfter auf der Abschussliste stehen.
Wenn der Traum vom Hühnerhof scheitert : Martin Rütters Tierheimhelden: Warum immer mehr Hähne im Tierheim landen
Der Hahn im Korb – und dann im Tierheim
Hühnerhaltung boomt. Immer mehr Menschen holen sich ein Stück Bauernhof-Idylle in den eigenen Garten. Doch die Realität sieht oft anders aus, als es die bunten Instagram-Profile vermuten lassen. Besonders Hähne sind die Leidtragenden dieses Trends.
„Die Leute geben die Hähne ab, weil – jetzt kommt’s – sie werden zu laut, oder?“ fragt Martin Rütter vorsichtig bei Tierpflegerin Jasmin nach. Tatsächlich unterschätzen viele Halter, wie viel Lärm und Verantwortung mit einem Hahn einhergehen. Aus dem vermeintlichen Glück wird schnell Überforderung.
Unerwünschte Nebeneffekte
Die Gründe für die Abgabe sind meist banal, aber folgenreich. Hähne krähen nicht nur bei Sonnenaufgang, sondern oft und lautstark den ganzen Tag. Was als charmantes Landleben beginnt, endet häufig mit genervten Nachbarn oder dem Griff zum Telefon, um den nächsten Tierheimplatz zu organisieren. Doch nicht immer werden die Tiere tatsächlich abgegeben. „Es wird eher ausgesetzt“, erzählt Tierpflegerin Jasmin nüchtern. Das ist nicht nur traurig, sondern auch verantwortungslos.
Ein Leben in der Warteschleife
Wer glaubt, das Tierheim sei nur eine Zwischenstation, irrt. Hähne werden selten vermittelt. Ein Hahn kann fünf bis acht Jahre alt werden – und verbringt diese Zeit im schlimmsten Fall isoliert, ohne Aufgabe und ohne Gesellschaft. Die Mitarbeiter im Tierheim erleben diese Schicksale regelmäßig und können kaum helfen, denn die Nachfrage nach Hähnen ist gering.
Hühnermode und ihre Schattenseiten
Auch bei Hühnern gibt es Trends. Exotische Rassen mit auffälligem Aussehen sind gefragt – etwa der Paduaner mit seiner berühmten „Tina Turner Frisur“. Was viele als besonders hübsch empfinden, ist für das Tier eine echte Qual. Die Federhauben schränken die Sicht massiv ein, der Hahn kann weder Futter anzeigen noch vor Gefahren warnen. Das Tierheim versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Regelmäßige Pflege, wie das Schneiden der Federhauben, gehört dazu.
Schönheit mit Preis
Die Zucht auf besondere optische Merkmale ist bei Hühnern genauso problematisch wie bei Hunden oder Katzen. Während bei anderen Haustieren das Bewusstsein für Qualzucht wächst, ist das Thema bei Hühnern noch wenig präsent. Dabei leiden die Tiere erheblich, wenn sie nicht artgerecht gehalten und gepflegt werden.
Die unüberlegte Anschaffung von Hühnern und insbesondere Hähnen führt zu echten Problemen – für die Tiere und die Tierheime. Wer sich für Federvieh entscheidet, sollte sich vorher gut informieren und Verantwortung übernehmen. Denn der Traum vom eigenen Hühnerhof endet sonst für viele Hähne im Tierheim – und das ist alles andere als idyllisch.















